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Gelegenheitssex und psychische Gesundheit

Die meisten Menschen haben eine ziemlich fest gefügte Meinung über Gelegenheitssex. Allerdings ändern sich diese Einstellungen bei ebenso den meisten Menschen mit dem Beziehungsstatus. Je nach Situation wird Gelegenheitssex genossen, verpönt, beneidet oder stigmatisiert. Einige nehmen ihn beinahe philosophisch ernst und führen alle möglichen psychischen vorteilhaften oder nachteiligen Argumente für oder gegen Gelegenheitssex ins Feld. Andere haben einfach Sex.

Unabhängig davon, ob Sie ihn nun befürworten oder dagegen sind, lassen Sie uns einen Blick auf die kulturelle Verankerung und die möglichen psychischen Auswirkungen von Gelegenheitssex werfen. Am Ende können Sie selbst entscheiden … 

Was ist Gelegenheitssex?

Gelegenheitssex kann für Menschen ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Im Großen und Ganzen geht es um einvernehmlichen Sex außerhalb einer festen Beziehung ohne jegliche Verpflichtungen oder Exklusivität. Je nach Umfeld heißt er auch Hook-up, One-Night-Stand, Date, Abschleppen oder Freundschaft Plus, neben vielen anderen Umschreibungen.

Gelegenheitssex kann einmalig oder regelmäßig stattfinden, zwischen engen Freunden, Ex-Partnern, zufälligen Bekannten, Dating-App-Partnern, Kollegen oder völlig Fremden – geplant oder ungeplant. Immer geht es dabei um Lustgewinn aus körperlicher Intimität ohne emotionale oder romantischen Bindung. Einige gehen mehr oder minder häufig ungezwungene sexuelle unterschiedliche Beziehungen ein, während andere möglicherweise einen oder mehrere Partner haben, mit denen sie sich regelmäßiger treffen.

Wie bei Sex überhaupt, gibt es mehr als nur Geschlechtsverkehr: Küssen, Berühren, Streicheln, Oralsex, gegenseitige Masturbation und Penetration.

Wer hat Gelegenheitssex?

Während genaue Zahlen über die Häufigkeit von Gelegenheitssex schwer zu erheben sind, ist das Verhalten im Westen insgesamt sehr verbreitet und zunehmend sozial akzeptiert. Interessanterweise scheinen viele Teenager und junge Erwachsene eher Gelegenheitsbeziehungen als Vorläufer potenzieller romantischer Beziehungen zu bevorzugen. Im Wesentlichen erscheint Sex dann als körperliches Bedürfnis und als Gelegenheit, potenzielle romantische Partner zu prüfen.

Untersuchungen haben ergeben, dass Gelegenheitssex besonders häufig in der Jugend, im jungen Erwachsenenalter sowie immer dann auftritt, wenn Erwachsene nicht einer festen Beziehung leben. 

In Befragungen verringerten religiöse Überzeugungen, hohes Selbstwertgefühl und verheiratete Eltern die Wahrscheinlichkeit von Gelegenheitssex. Faktoren wie Rasse, sozioökonomischer Status und romantische Beziehung hatten dagegen keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Gelegenheitssex. Darüber hinaus wirken sich auch die Anzahl früherer Sexualpartner, abgeschlossene Ausbildung, Alkohol- und Drogenkonsum und die wahrgenommene Akzeptanz des Verhaltens auf die Anzahl sexueller Erfahrungen aus. Darüber hinaus können individuelle schlechte (oder gute) gelegentliche Sex-Dates unsere Perspektive auf Gelegenheitssex drastisch verändern.

Gelegenheitssex in unserer Kultur

In unserer Kultur sind beim Thema „Gelegenheitssex“, neben Ethik, auch eine Menge Stereotypen, Annahmen, Erfahrung und persönliche Überzeugungen im Spiel. Auch die Sexindustrie prägt in erheblichem Ausmaß unsere Erwartungen, Vorstellungen und Sehnsüchte. Neben der Verringerung gesellschaftlicher Ächtung von unverbindlichem Sex schafft vor allem der Aufstieg von Dating-Apps wie Tinder, Bumble, Grindr, OkCupid und Coffe Meets Bagel viel mehr Möglichkeiten für Dating und Gelegenheitssex mit gleich gesinnten Partnern.

Es gibt historische, religiöse und kulturelle Vorurteile gegen Gelegenheitssex. In einigen Traditionen erlauben Sex nur für die Fortpflanzung. Sex zum Vergnügen ist dagegen, selbst in der Ehe tabu. Diese „Regeln“ wurden in allen Gesellschaften oft missachtet, wobei tabuisierter Gelegenheitssex meist geheim gehalten wurde. 

Dabei maß die Gesellschaft mit zweierlei Maß. Männer genossen deutlich mehr Freiheiten. Gelegenheitssex von Frauen wurde in der Vergangenheit (und teilweise auch heute) geächtet. Die Frauen wurden als Huren und Schlampen beschimpft. Es ist klar, dass diese Stereotypen schädlich sind und sexistische Vorstellungen bestärken, die Frauen sexuellen Genuss innerhalb und außerhalb der romantischen Liebe oder der Bande der Ehe generell verwehren.

Die Einführung einer sicheren und wirksamen Geburtenkontrolle in den 1960er-Jahren und der sexuellen Revolution der „freien Liebe“ stürzte die Macht dieser Stereotypen zwar. Trotzdem haben konservativere Vorstellungen über sexuelle Freiheit, Geschlechtsidentität und sexuelle Präferenz immer noch einen starken Einfluss auf die Herzen und Gedanken vieler Menschen.

Dabei haben viele diese überkommenen Ideale abgeschüttelt oder abgeändert und damit die Möglichkeiten sexueller oder romantischer Beziehungen beträchtlich erweitert, einschließlich der LGBTQ+ Community. Unverbindliche Dates werden zunehmend als Möglichkeit gesehen. Viele finden, dass jeder für sich selbst definieren sollte, welche Arten von sexuellen Beziehungen er eingehen möchte.

Subjektiv betrachten Einige Gelegenheitssex wie eine Maßnahme zur Gesunderhaltung, etwa ähnlich regelmäßiger Bewegung, oder einfach als eine angenehme körperliche Erfahrung. 

Für andere ist gelegentlicher Sex zwar verführerisch, aber sie fürchten, dass unerwiderte Sehnsüchte zu Verletzung oder Gefühlen des Ausgenutztwerdens führen könnten. 

Wieder andere finden die Gefahren sexuell übertragbarer Erkrankungen, Enttäuschungen oder gewaltsamer Übergriffe zu groß. 

Manchmal können diese Begegnungen Vertrauensbruch darstellen, wenn sich einer oder beide Partner in einer Beziehung befinden. 

Einige finden Sex außerhalb emotionaler Bindung unmoralisch und daher ein untrügliches Anzeichen des Sittenverfalls. 

Schließlich gibt es auch heute ethische und / oder religiöse Überzeugungen, die Sexualität ausschließlich in einer stabilen Beziehung oder Ehe erlauben.

In Filmen kommt Gelegenheitssex oft als heißes Abenteuer ohne Verpflichtungen daher, das manchmal in Romantik mündet. Andere Drehbücher sehen Enttäuschung, Reue und gebrochene Herzen vor. Aber wie geht es denn im wirklichen Leben zu? Tatsächlich kann Gelegenheitssex alles sein – von traumhaft bis furchtbar.

Gelegenheitssex: Vor- und Nachteile

Die Vor- oder Nachteile von Gelegenheitssex hängen von den Umständen ab. Gelegenheitssex bietet sexuelle Befriedigung, Attraktivität oder Treffen mit potenziellen Partnern. Andererseits verursacht der ständige Wunsch nach mehr Sex Stress oder führt zu Frustration. Was jeweils überwiegt, hängt von unseren Einstellungen zu Dates, von unserer Biografie und unseren Erwartungen ab.

Auch unsere Gruppenzugehörigkeit hat entscheidende Auswirkungen. Unsere Umgebung kann Gelegenheitssex ablehnen oder akzeptieren oder sich sogar dafür begeistern. Jeder muss sich klarmachen, ob er sich mit zwanglosem Sex Scham oder anderen negativen Gefühle aussetzt und ob seine Überzeugungen ihn bestärken oder anfechtbar machen. Wie wahrscheinlich werden wir uns vor, während und nach der Erfahrung wohlfühlen?

Viele Menschen erwarten, dass Gelegenheitssex einfach nur Spaß macht und enden in Enttäuschung, Niedergeschlagenheit, Ärger oder Schuldgefühlen. Besonders schwierig wird die Situation, wenn wir uns auf Gelegenheitssex einlassen, um unsere Gefühle zu verdrängen oder vor ihnen davonlaufen. Andere sind überrascht von ihrer Erfahrung und der Fähigkeit, eine einfach körperliche Intimität zu erleben.

Wir sind uns alle einig, dass Gelegenheitssex das Risiko einer ungeplanten Schwangerschaft, sexuell übertragbarer Infektionen (STIs) und körperlichen (oder emotionalen) Verletzungen birgt. Aber neben gesundheitlichen und moralischen Problemen gilt es auch, Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu berücksichtigen, wenn wir entscheiden, ob wir Gelegenheitssex nun befürworten oder nicht.

Gelegenheitssex und die psychische Gesundheit

Als Jugendliche müssen wir lernen, unser Anlehnungsbedürfnis und unsere romantischen Sehnsüchte mit unseren sexuellen Wünschen zu verbinden. Je mehr sich Emotionen und die Erfahrung körperlicher Intimität auf natürliche Weise verschränken, umso schwieriger wird der lässige Umgang mit Gelegenheitssex. Untersuchungen zeigen, dass Männer tendenziell häufiger emotionale Bindungen und Sexualität trennen, während Frauen sich nach Gelegenheitssex häufiger benutzt, depressiv, enttäuscht oder verlegen fühlen.

Manchmal erliegen wir der Magie eines Augenblicks, ohne uns wirklich Gedanken zu machen, wie wir uns danach fühlen werden, nur um festzustellen, dass mehr daraus entsteht oder uns die Erfahrung unerfüllt zurücklässt. Es kann leicht sein, dass wir uns einreden, dass es nur Sex sei, nur zum Spaß, und es nachher schwierig finden, unsere Gefühle zu kontrollieren. 

Andere Menschen haben möglicherweise das gegenteilige Problem. Reiner Sex kann zum Hindernis für eine dauerhafte, tiefe Beziehung werden. Dann bleiben tiefe Sehnsüchte nach Geborgenheit oder Liebe unerfüllt.

Schließlich gibt es „Jäger*innen“, die den gerechten Nervenkitzel des Beutemachens voll und ganz genießen.

Da hilft nur Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass Bedauern und Bedenken nach ungeschütztem Sex wahrscheinlicher sind, ebenso dann, wenn eine Begegnung weiter geht als beabsichtigt oder wenn sich ein Partner unter Druck gesetzt fühlt, eigentlich abgelehnte sexuelle Handlungen zu akzeptieren. Hier ist der Übergang zu Sexualbeziehungen fließend, die eine einseitige Machtdynamik abstützen sollen: Ein Partner mit verdrängten Sehnsüchten nach Anlehnung und Geborgenheit, etwa durch Selbsthass, unterwirft seinen Partner seinen sexuellen Bedürfnissen, entwertet und benutzt ihn bewusst oder zwingt ihn in emotionale Abhängigkeit. Der unterlegene Partner zahlt in dieser Machtdynamik mit beschädigtem Selbstwertgefühl, Stress, Angstzuständen, Selbstzweifel oder sogar Depressionen. Diese Situation zeigt, wie unklar die Grenzen zum emotionalen Missbrauch sein können.

Gelegenheitssex kann befreiend sein, für andere jedoch enttäuschend oder sogar traumatisch.

Gelegenheitssex: was die Forschung sagt

Insgesamt sind die Forschungsergebnisse zu den psychischen Folgen von Gelegenheitssex widersprüchlich. Einerseits ist die Erfahrung hochgradig persönlich. Andererseits wird das Erlebnis und von so vielen Faktoren beeinflusst. Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen gelegentlichem Sex und einer Vielzahl negativer psychischer Folgen wie Angst, schlechtem Gewissen, Bedauern, Depressionen und schlechtem Selbstwertgefühl festgestellt. Viele andere haben dagegen positive Auswirkungen gefunden, z. B. eine Zunahme des Selbstwertgefühls, der Entspannung, des sexuellen Vergnügens und des Selbstbewusstseins. Die meisten Menschen erleben zwanglose sexuelle Begegnungen positiv. Alkoholkonsum, Unkenntnis des Partners und mangelnde sexuelle Befriedigung können aber eine negative emotionale Reaktion begünstigen.

Letztlich werden unsere persönlichen Erfahrungen und Überzeugungen zu Fragen von Sexualität, Geschlechterrollen, Identität, Romantik, Religion, Moral, Lebenszweck und Glück den Ausschlag dabei geben, wie wir Gelegenheitssex erleben und beurteilen. Jeder erlebt Sexualität anders, und nur wir selbst können entscheiden, was für uns richtig ist.

Gelegenheitssex: und was ist nun mit Ihnen?

Für jeden von uns kann sich Gelegenheitssex wie ein Geschenk, ein notwendiges Vergnügen, ein Genuss, eine lässliche Sünde oder eine tiefe Schande anfühlen. Ob wir uns auf Gelegenheitssex einlassen oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung, die stark von unseren Lebenserfahrungen, Überzeugungen und unserem Beziehungsstatus sowie unserer Einstellung zu Gelegenheitssex selbst und unserem jeweiligen Partner abhängt.

Auf die Frage: „Gelegenheitssex – ja oder nein?“, kann es keine richtige oder falsche Antwort geben. Wir müssen selbst ehrlich entscheiden, was sich für uns am besten anfühlt. Dabei müssen wir verstehen, was der Unterschied oder die Überschneidung zwischen Sex und Liebe für uns ist – und ob wir sie trennen möchten (oder können).

Versuch und Irrtum können uns lehren, wie wir wirklich dazu stehen. Besser ist es wohl, über unsere Sexualität und unsere sexuellen Wünsche nachzudenken und auf einer tiefen Ebene wirklich herauszufinden, was für uns am besten ist.

Wenn der Gedanke an Gelegenheitssex uns eher erregt und beflügelt als Scham oder Schuldgefühl hervorzurufen, ist das schon mal ein Indiz dafür, dass uns zwanglose sexuelle Begegnungen liegen. 

Die Art von Gelegenheitssex, die wir in Betracht ziehen, wird sich auch auf unseren Genuss und Ihr Wohlbefinden auswirken. Anonymer Sex kann sich heiß oder einsam anfühlen – oder erniedrigend und beschmutzend. Wenn wir uns mit einem Ex oder engen Freund einlassen, fühlen wir uns vielleicht wohl und sicher, vielleicht aber auch gelangweilt – oder erregend ungezogen. 

Alternativ kann es peinlich werden, mit einem platonischen Freund zu schlafen, insbesondere wenn einer romantische Gefühle hat, die der andere nicht erwidert. Sex mit der/dem Ex kann eine Dose Würmer öffnen, die besser ungeöffnet geblieben wäre. 

Wenn sich gelegentlicher Sex Ihren moralischen Überzeugungen zuwiderläuft, werden Sie ihn kaum genießen. Andererseits kann es gut sein, dass Sie Ihre Überzeugungen über unverbindlichen Sex im Laufe des Lebens ändern.

Damit Gelegenheitssex eine positive Erfahrung wird, seien Sie sicher, dass Sie das, was Sie tun, auch wirklich möchten. Lassen Sie sich unter Druck setzen, oder setzen Sie sich nicht selbst unter Druck, sich auf etwas einzulassen, das Sie nicht wollen. Der Schlüssel ist Aufrichtigkeit bei der Beurteilung des Themas und Ihrer Erwartungen an dieser Erfahrung. Gelegenheitssex ist möglicherweise das Richtige für alle, die sexuelle Erfahrungen sammeln möchten, bevor sie sich für eine monogame Beziehung entscheiden. Vielleicht möchten Sie ja auch Ihre eigene Sexualität und Ihre Wünsche erkunden und fühlen sich in einer ungezwungenen Umgebung wohler. Vielleicht haben Sie einfach nur Spaß an Kontakten genießen Sie?

Gelegenheitssex kann eine wunderbare Sache sein oder dazu führen, dass wir uns schuldig, leer oder unzufrieden fühlen. Sie müssen entscheiden, ob es für Sie emotional gesund ist, und Sie werden merken, wenn Sie sich dadurch gut fühlen. Wenn nicht, waren Sie vielleicht auch nicht in der richtigen Stimmung, um die Erfahrung zu genießen. Jeder hat seine eigenen Überzeugungen, die sich außerdem im Laufe der Zeit verändern, und das ist in Ordnung. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, nur welche Art von Sexualität Sie leben möchten.

Infographic - Gelegenheitssex und psychische Gesundheit

Quellen:

Vanbuskirk, Sarah: What Is the Impact of Casual Sex on Mental Health?

Infografik: Casual Dating im Jahre 2015

3 Kommentare zu „Gelegenheitssex und psychische Gesundheit“

  1. Vielen Dank für Ihre interessanten Gedanken. Viele Menschen erleben eine Partnerschaft, in der sie nicht genau wissen, um welchen Beziehungsstatus es bei ihnen geht. Manchmal hat man einen guten Freund oder eine gute Freundin, die einem näher steht. Dann ist das nicht mehr eine bloße Freundschaft, die beide verbindet. Ich habe das auch schon einmal erlebt. Meine beste Freundin verbrachte sehr gern viel Zeit mit meinem besten Freund, sodass er für mich eigentlich kaum noch ein paar freie Stunden hatte. Wir erzählten uns alles. Heute ist das anders. Er hat ja unsere beste Freundin für jede Lebenslage. Ein bisschen Eifersüchtig bin ich schon. Jetzt habe ich mitbekommen, dass beide in ihrer gemeinsamen Zeit nicht nur ihren Hobbys nachgehen, sondern mehr als einen platonischen Zeitvertreib zusammen haben. Denn ich hatte beide letzte Woche auf frischer Tat ertappt, als ich meinen besten Freund spontan besuchen wollte und bei ihm zuhause vorbeikam. Natürlich war ich geschockt. Die beiden in flagranti zu erwischen, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Die beiden waren also jetzt nicht mehr nur freundschaftlich zusammen, sondern waren sich richtig nähergekommen. Sie küssten sich leidenschaftlich – auch in meinem Beisein – und hatten eine sexuelle Beziehung. Nach ihrer Aussage sind sie beide immer noch gute Freunde. Aber nicht nur das, sondern auch mehr. Wie ich mitbekommen, kommt diese Freundschaft plus offensichtlich in vielen engen Bekanntschaften vor. Was sich aus dieser Sache entwickelt, eine Beziehung zum Beispiel, ist dabei immer offen. Denn festlegen will sich keiner von beiden. Für mich persönlich ist das keine Option. Ich trenne bei meinen Kontakten strikt in Freunde und Beziehungspartner. Freundschaft plus geht für mich persönlich zu weit. Ich bin für klare Verhältnisse.

  2. Vielen Dank für diesen bemerkenswerten Artikel!
    Tatsächlich wird bis heute von vielen Psychologen/Psychiatern/Therapeuten die Ansicht vertreten, daß Gelegenheitssex eine psychische Krankheit wäre.
    Wobei Männern eher zugestanden wird, Gelegenheitssex haben zu dürfen. Frauen hingegen werden schnell als bindungsgestörte BPS-Patientinnen vom emotional instabilen Typus eingestuft.
    Insbesondere, wenn sie sich wegen burn-out oder reaktiver Depression in Therapie begeben.
    Wobei vernachlässigt wird, was sie beschreiben:
    Gelegenheitssex kann sehr erfüllend sein und Spaß machen.
    Viele Frauen können gut zwischen Liebe/Beziehung und körperlicher Befriedigung unterscheiden.
    Und ja- es gibt durchaus „Jägerinnen“, die, wenn sie zu den Besserverdienenden gehören, gezielt nach „Beute“ suchen und keine feste Beziehung wünschen.

    1. Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Kommentar. Wir leben immer noch – oder wieder zunehmend – in einer sexuell unterdrückten Gesellschaft. Sie sprechen dazu einige wichtige Punkte an:
      Es stimmt, dass noch veraltete Sichtweisen zu Gelegenheitssex im Umlauf sind. Die unterschiedliche Bewertung bei Männern und Frauen spiegelt außerdem gesellschaftliche Doppelstandards wider.
      Ihre Beobachtung, dass Frauen mit aktivem Sexualleben vorschnell pathologisiert werden, ist leider auch zutreffend. Tatsächlich kann Gelegenheitssex für alle Menschen – unabhängig vom Geschlecht – erfüllend und positiv sein.
      Sie weisen zu Recht darauf hin, dass Frauen, so wie Männer zwischen emotionaler Bindung und körperlicher Befriedigung unterscheiden können. Die Vorstellung der „Jägerin“ zeigt, dass auch Frauen selbstbestimmt ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben.
      Allerdings liegt auch auf der Gegenseite eine Schwierigkeit: vor allem Jugendliche haben Schwierigkeiten Sexualität und Bindung übereinzubringen, wenn ihnen Sexualität primär als Ware in Pornographie und Werbung begegnet.
      Ich stimme Ihnen vollkommen zu in Ihrem Plädoyer für eine differenziertere Sichtweise auf weibliche Sexualität, die frei von Vorurteilen ist. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über Geschlechterrollen und sexuelle Selbstbestimmung.

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