eternal not

Kindheitstrauma: „Die Kunst des Liebens“

Lebenshilfe von Erich Fromm

Einführung

„Ist Liebe eine Kunst?“, fragte Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm 1956 und entwarf als Antwort seine Theorie der Liebe. Er untersuchte, wen, warum und wie wir lieben. Das Buch betrachtete auch den Zerfall der Liebe in der zeitgenössischen westlichen Gesellschaft, und seine Überlegungen diesbezüglich haben bis heute nichts an Aktualität verloren.  Seine Absicht war dabei, eine neue Sicht der Realität zu vermitteln, die die Wechselbeziehung zwischen den sich verändernden religiösen, wissenschaftlichen, künstlerischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Einflüssen auf die Gesamterfahrung des Menschen berücksichtigt. Insgesamt strebt er nichts weniger an, als eine Renaissance der Hoffnung und des Stolzes auf die Gestaltungsfreiheit des Menschen für sein Schicksal.

Erich Fromm macht deutlich, dass Liebe nicht nur ein Nehmen ist, sondern vor allem ein Geben. Die Fähigkeit zu lieben hängt von der Charakterentwicklung ab. Eine liebevolle Beziehung überwindet Abhängigkeit, kindliche Allmachtsfantasien, den Wunsch, andere auszunutzen oder Besitz zu horten, und vertraut in die eigenen menschlichen Kräfte. Fromm hebt wiederholt, neben dem Geben, auch Fürsorge, Verantwortung, Respekt und Wissen als wesentliche Elemente für die Kunst der Liebe hervor. Liebe ist also nicht nur ein spontanes Gefühl, sondern eine bewusste Entscheidung. Sie basiert auf einem Akt des Willens und der Hingabe, das eigene Leben vollständig einem anderen zu widmen.

Dieser Beitrag will die Prinzipien aus Erich Fromms Werk „Die Kunst des Liebens“ in den Kontext der Heilung von Kindheitstraumata stellen. Er zeigt, wie die Entwicklung von Beziehungsfähigkeiten, die Selbstfürsorge und das Verständnis für gesunde zwischenmenschliche Dynamiken bei der Überwindung von Folgen von Kindheitstraumata helfen. Er bietet praktische Anleitungen und Einsichten darüber, wie die Fähigkeit zu lieben – sowohl sich selbst als auch andere – ein wesentlicher Bestandteil des Heilungsprozesses sein kann.

1 Liebe verstehen

In „Die Kunst des Liebens“ beschreibt Erich Fromm Liebe nicht als ein bloßes Gefühl, sondern als eine Kunst und eine Fähigkeit, die erlernt und entwickelt werden muss. Diese Perspektive ist vielversprechend für Überlebende von Kindheitstraumata. Denn, obwohl sie in ihrer Entwicklung nicht die Möglichkeit gehabt, gesunde Beziehungsmuster zu erlernen oder zu erleben, zeigt Fromms Ansatz, dass jeder gesunde Beziehungen und die Kunst des Liebens erlernen muss, und dass Schwierigkeiten in Beziehungen nicht auf dauerhafte Beschädigung zurückzuführen sind. Vielmehr braucht ihre Überwindung erlernbare Fähigkeiten. Beziehungsfähigkeiten sind ein Bestandteil des Heilungsprozesses. Wer aktiv liebt, kann traumatischen Erfahrungen verarbeiten und überwinden. Nach eine Kindheitstrauma ist der Traum verständlich, uneingeschränkt geliebt zu werden und so eine Art Wiedergutmachung zu erleben. Dafür muss man aber Nähe zulassen und vertrauen können und lernen, sich selbst zu akzeptieren und die Fähigkeit, zu lieben, entwickeln und stärken.

Fromms Konzept von reifer Liebe weist dabei den Weg zur Heilung der Beziehung zu sich selbst und anderen. Denn Verbundenheit, Achtsamkeit und Fürsorge beruhen auf der Fähigkeit, die eigene Identität zu entwickeln und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Wenn es schwierig ist, Vertrauen zu schenken, Bedürfnisse auszudrücken oder gesunde Grenzen in Beziehungen zu setzen, helfen Fromms Ideen, sich selbst und anderen mit Mitgefühl und Respekt zu begegnen. Wenn reife Liebe eine aktive Entscheidung ist, setzt sie Bereitschaft voraus, an sich selbst zu arbeiten und alte Muster loszulassen. Es geht um Wahrhaftigkeit, Verantwortung für das eigene Glück und Raum für persönliches Wachstum. Selbstverantwortung und Selbstreflexion sind entscheidend, um aus dem Kreislauf von Trauma und dysfunktionalen Beziehungen auszusteigen.

Das passiert aber nicht über Nacht. „Die Kunst des Liebens“ macht deutlich, dass die Entwicklung reifer Liebe ein lebenslanger Prozess der Arbeit an sich selbst, der Selbstreflexion ist, der die Bereitschaft verlangt, sich auf die eigene Verletzlichkeit einzulassen. So entsteht Raum für Selbstreflexion, Verantwortungsbewusstsein und Verbindung mit sich selbst und anderen, um eine Traumaidentität hinter sich zu lassen.

2 Die Angst vor Intimität

Fromm über die Angst vor Intimität als Hindernis für die Liebe:

Erich Fromm identifiziert die Angst vor Intimität als eines der größten Hindernisse für echte Liebe. Er argumentiert, dass wahre Intimität ein tiefes Verständnis und eine tiefe Akzeptanz des anderen erfordert, was wiederum Offenheit und Verletzlichkeit verlangt. Nach einem Kindheitstraumata kann diese Verletzlichkeit beängstigend sein, da sie frühere Wunden wieder aufreißen könnte. So entsteht auch das scheinbare Paradox, dass Sexualität zwar mit einem weitgehend unbekannten Sexpartner genossen werden kann, mit dem festen Partner aber mit wachsender Vertrautheit immer schwieriger wird.

Wie sich Kindheitstraumata auf Intimität und Vertrauen auswirken:

Kindheitstraumata graben tiefe Spuren in den Umgang mit Nähe und Vertrauen. Das Beziehungsverhalten Betroffener ist von den 4F, den Abwehrmechanismen des Ichs und auch von emotionaler Dysregulation geprägt, hauptsächlich, im Dienst des Schutzes vor weiteren Verletzungen. Derart wird es aber fast unmöglich, sich in Beziehungen vollständig zu öffnen. Misstrauen, Angst vor Zurückweisung und Angst vor emotionaler Bindung und, oftmals, auch tiefe Einsamkeit sind dann die Folgen.

Aufbau von Vertrauen und Intimität:

Fromms Ansatz bietet gleich mehrere Strategien, um Vertrauen und Intimität in Beziehungen aufzubauen:

– Selbstreflexion und -akzeptanz: Zuerst ist es wichtig, sich selbst zu verstehen und anzunehmen. Erkenntnis über die eigenen Verletzungen und deren Auswirkungen auf die Beziehungsfähigkeit ist der erste Schritt zur Überwindung der Angst vor Intimität.

– Aktives Zuhören und empathische Kommunikation: Fromm betont die Bedeutung von Kommunikation und aktiver Anteilnahme am anderen. Für Trauma-Überlebende bedeutet dies, zu lernen, wie man effektiv kommuniziert, Gefühle ausdrückt und empathisch auf den Partner reagiert.

– Kleine Schritte: Statt sich schnell in Intimität zu stürzen, ist ein schrittweiser, bewusster Aufbau von Nähe hilfreich. Kleine, beständige Schritte des Vertrauens und der Offenheit können zu einer stärkeren, gesünderen Verbindung führen. Das fordert allerdings nicht nur eigene Bedürfnisse nach Nähe und Sexualität heraus, sondern auch die der Partner.

– Therapeutische Unterstützung: In einigen Fällen kann professionelle Hilfe notwendig sein, um die Fähigkeit zur Intimität zu entwickeln. Ein Therapeut kann individuelle Strategien anbieten, um mit den spezifischen Herausforderungen der Traumabewältigung umzugehen. Eine ausschließlich sexualtherapeutische Vorgehensweise erweist sich oft nicht nur als wirkungslos, sondern sogar als erneute Verletzung der Betroffenen. Er verkennt, dass nicht die Attraktivität der Partner das Hindernis oder Versagensängste das Hindernis für Intimität sind, sondern Scham über den eigenen Körper, das eigene Wesen und toxische Schuldgefühle, nicht so empfinden, wie man es gern wollte. Am Anfang stehen Einstellungen zu sich selbst, bevor Trauma-Überlebende beginnen können, ihre Ängste vor Intimität zu konfrontieren und zu überwinden, und so erfüllende, liebevolle Beziehungen aufzubauen.

3 Selbstliebe

Selbstliebe als Grundlage für die Liebe zu anderen:

Erich Fromm unterscheidet Selbstliebe von Selbstverliebtheit, einer Form des Narzissmus. Selbstliebe ist eine Grundlage für die Fähigkeit, andere überhaupt lieben zu können. Fromm argumentiert, dass nur jemand, der sich selbst liebt und akzeptiert, andere wahrhaftig und ohne Besitzansprüche oder Abhängigkeit lieben kann. Selbstliebe bedeutet, sich selbst Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern.

Herausforderungen bei der Selbstliebe:

Nach einem Kindheitstrauma ist die Entwicklung von Selbstliebe besonders herausfordernd. Das Urvertrauen fehlt, dass man liebenswert, die Welt ein sicherer Ort, und das Leben schön ist. Ein Kindheitstraum beschädigt stattdessen das Selbstbild mit Selbstkritik und einem Gefühl der Wertlosigkeit. Daher ist es für Traumaüberlebende unerlässlich, zu lernen, sich selbst mit Güte und Verständnis zu begegnen. Die Entwicklung von Selbstliebe ist ein wichtiger Schritt in der Heilung, gesünderen, ausgeglicheneren Beziehungen.

Praktische Schritte zur Kultivierung der Selbstliebe:

– Selbstakzeptanz üben: Beginnen Sie damit, sich selbst so anzunehmen, wie Sie sind, einschließlich Ihrer Vergangenheit und Ihrer Traumata. Dies kann durch tägliche Affirmationen, Tagebuchschreiben oder meditative Praktiken unterstützt werden.

– Selbstfürsorge: Selbstfürsorge ist ein wesentlicher Aspekt der Selbstliebe. Das bedeutet, sich Zeit für Dinge zu nehmen, die Freude bereiten, auf die eigene Gesundheit zu achten oder sich Momente der Ruhe und Entspannung zu gönnen.

– Grenzen setzen: Lernen Sie, gesunde Grenzen zu setzen und nein zu sagen, wenn es notwendig ist. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und fördert den Respekt vor den eigenen Bedürfnissen.

– Positive Selbstgespräche: Achten Sie auf die Art und Weise, wie Sie mit sich selbst sprechen. Bringen Sie den inneren Kritiker zum Schweigen und ersetzten Sie, toxische Scham und Schuld durch positive Selbstbestätigungen. Das heißt nicht, eigene Fehler zu beschönigen, sondern sich mit Wohlwollen zu begegnen.

4 Toxische Beziehungen 

Unreife und reife Liebe:

Unreife Liebe, so Fromm, basiert auf Abhängigkeit und dem Wunsch, besessen zu werden oder zu besitzen, was naturgemäß zu toxischen Beziehungen führt. Reife Liebe hingegen ist gekennzeichnet durch Unabhängigkeit, gegenseitigen Respekt und das Bestreben, sich selbst und den anderen zu fördern.

Toxische Beziehungen durch Wiederholungszwang:

Traumaüberlebende neigen zur unbewussten Wiederholung ungesunder Beziehungsmuster, die ihren Ursprung in den unbewältigten Erfahrungen ihrer Kindheit und den 4F-Verhaltensweisen haben. Solche Muster äußern sich in übermäßiger Abhängigkeit, Angst vor Zurückweisung, Schwierigkeiten bei Abgrenzung oder in der Neigung, sich in ungleiche Machtverhältnisse zu begeben. Um diese Muster zu durchbrechen, sind folgende Dinge wichtig:

– Selbstbewusstsein: Verstehen Sie die Wurzeln Ihrer ungesunden Beziehungsmuster. Nutzen Sie Selbstreflexion, Tagebuchschreiben und Gespräche.

– Kommunikationsfähigkeiten: Lernen Sie, Ihre Bedürfnisse und Gefühle offen und ehrlich zu kommunizieren, ohne Angst vor Zurückweisung oder Konflikten.

– Gesunde Grenzen: Erkennen Sie die Bedeutung von Grenzen in Beziehungen und üben Sie sich darin, diese klar und konsequent zu kommunizieren und durchzusetzen.

– Gleichwertigkeit in Beziehungen: Achten Sie darauf, Beziehungen zu pflegen, die auf Gleichheit, gegenseitigem Respekt und Unterstützung basieren.

5 Abhängigkeit vs. Bezogenheit

Gesunde Bezogenheit verstehen:

Erich Fromm unterscheidet in seinem Werk klar zwischen Abhängigkeit und Bezogenheit in Beziehungen. Während Abhängigkeit oft auf einem Mangel an Selbstständigkeit und einem Bedürfnis nach ständiger Bestätigung durch andere basiert, ist Bezogenheit ein Zustand, in dem beide Partner ihre individuelle Stärke und Unabhängigkeit bewahren, gleichzeitig aber eine tiefe, unterstützende Verbindung miteinander teilen. Fromm betont, dass eine gesunde Beziehung auf dieser Art von wechselseitiger Unterstützung und Respekt für die Autonomie des anderen beruht.

Abhängigkeitsprobleme:

Die erwähnten toxischen Beziehungsmuster Traumaüberlebender sind oftmals von Abhängigkeit und einem übermäßigen Bedürfnis nach Zustimmung und Bestätigung, Angst vor Alleinsein oder in einem Ungleichgewicht in der Beziehungsdynamik geprägt. Es ist wichtig, diese Muster zu erkennen und anzusprechen, um eine gesündere Beziehungsdynamik zu entwickeln.

Aufbau bezogener und haltgebender Beziehungen:

Der Aufbau von Bezogenheit erfordert bewusste Anstrengungen und Strategien:

– Selbstständigkeit fördern: Arbeiten Sie aktiv an der Stärkung Ihrer Unabhängigkeit. Verfolgen Sie eigene Interessen, pflegen Sie Freundschaften und arbeiten Sie an Ihrem persönlichen Wachstum.

– Gegenseitige Unterstützung: Bauen Sie Ihre Beziehungen auf gegenseitige Unterstützung und geteilte Verantwortlichkeiten auf. Nur so kann Gleichwertigkeit gedeihen.

– Offene Kommunikation: Eine offene und ehrliche Kommunikation über Bedürfnisse, Ängste und Erwartungen ist unabdingbar für den Aufbau von Bezogenheit.

6 Heilung durch Liebe zu anderen

„Die Kunst des Liebens“ betonte, wie zuvor besprochen, dass Liebe wesentlich mehr ist als das Empfangen von Zuneigung und Aufmerksamkeit. Sie ist vielmehr aktives Geben und Teilen sowie tätige Fürsorge. Liebe in diesem Sinne wird als eine produktive Einstellung verstanden, die nicht nur auf das Wohlergehen des geliebten Menschen, sondern auch auf das eigene Wachstum und die eigene Entwicklung ausgerichtet ist. Bei Fromm bezieht sich die „produktive Einstellung“ auf eine innere Haltung, die durch Aktivität, Kreativität und das Streben nach Wachstum und Entwicklung gekennzeichnet ist. Sie verlangt die Fähigkeiten des eigenständigen Denkens, der Verantwortungsübernahme und Entschlussfähigkeit. Sie beinhaltet auch Verbundenheit und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen sowie die Fähigkeit zur Liebe und zur Konstruktivität. Es verlangt, dass man sich aktiv in die Welt einbringt und dazu beiträgt, positive Veränderungen zu bewirken. Dieses Verständnis von Liebe betont daher die Wichtigkeit von Selbstlosigkeit, Empathie und dem Engagement für das Wohl anderer.

Wie liebevolles Geben bei der Heilung hilft:

Für Traumaüberlebende ist die Praxis des liebevollen Gebens ein mächtiges Werkzeug.

– Empathie und Verbundenheit: Liebevolles Handeln schafft Empathie und verbindet mit anderen auf eine tiefe und sinnvolle Weise. Es überwindet Gefühle der Isolation, die häufig mit Traumata verbunden sind.

– Selbstwertgefühl: Indem sie anderen Gutes tun, stärken Traumaüberlebende ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit und des Selbstwerts. Negative Selbstwahrnehmungen, die aus traumatischen Erfahrungen resultieren, und der unbarmherzige innere Kritiker werden überwunden.

– Korrigierende Erfahrungen: Liebevolles Geben ermöglicht neue, positive Beziehungserfahrungen, die helfen, frühere negative Muster zu durchbrechen.

– Sinnhaftigkeit: Liebevolles Geben stärkt das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben und der Sinnhaftigkeit.

Ein wichtiger Hinweis: Der Unterschied zwischen liebevollem Geben und dem Fawning-Verhalten bzw. der Selbstverleugnung bei Traumaüberlebenden ist enorm wichtig. Er gründet in der Motivation des Gebenden – mit gravierenden Folgen.

1. Liebevolles Geben:

– Motivation: Liebevolles Geben kommt aus einem Gefühl der Fülle, Selbstachtung und dem Wunsch, Positives zu teilen. Es ist ein Akt der Freude und der freien Wahl.

– Selbstbezug: Diese Art des Gebens stärkt das Selbstwertgefühl und die persönliche Integrität. Es ist ein Ausdruck von gesunder Selbstliebe und Respekt gegenüber eigenen Grenzen.

– Beziehungsdynamik: Es fördert eine Ausgewogenheit und Bezogenheit, wenn Geben und Nehmen gleichermaßen hohen Stellenwert genießen.

2. Unterwerfungsverhalten und Selbstverleugnung:

– Motivation: Dieses Verhalten getrieben von Angst, insbesondere der Angst vor Verlassenwerden, oder auch vor Ablehnung oder Streit. Es ist ein Überlebensmechanismus, der in traumatischen Beziehungen entwickelt wurde, um Bedrohung zu vermeiden und um Anerkennung zu erringen.

– Selbstbezug: Unterwerfungsbereitschaft und Selbstverleugnung erodieren das Selbstwertgefühl und untergraben persönliche Grenzen. Das eigene Wohlbefinden und eigene Bedürfnisse werden zugunsten anderer vernachlässigt oder beschädigt.

– Beziehungsdynamik: Diese Muster münden in ungesunden, einseitigen und abhängigen Beziehungsmustern führen, in denen das Wohl des anderen über das eigene gestellt wird, manchmal sogar auf Kosten der eigenen Gesundheit und des eigenen Glücks.

7 Persönliches Wachstum

Liebe in der persönlichen Entwicklung:

Erich Fromm betrachtet Liebe nicht nur als zwischenmenschliche Beziehung, sondern auch als eine treibende Kraft für persönliches Wachstum und Entwicklung. Liebe in diesem Sinne prägt tiefgreifend die Beziehungen zu anderen und das Selbstbild. Liebevolle Interaktionen mit anderen und die Liebe zu sich selbst fördern die persönliche Reifung und geben Kraft im Umgang mit Lebensherausforderungen.

Wie man die „Kunst des Liebens“ nutzt:

Nach einem Kindheitstrauma ist die „Kunst des Lieben“ von unschätzbarem Wert:

– Emotionale Resilienz: Liebevolle Beziehungen stiften ein Sicherheitsnetz emotionaler Unterstützung. Sie helfen im Umgang mit Stress und negativen Emotionen.

– Positive Selbstwahrnehmung: Aus Liebe zu sich selbst und Annahme von Liebe anderer erwachsen die korrigierenden Erfahrungen, die die Selbstwahrnehmung verändern, und es erlauben, sich als würdig und liebenswert zu empfinden.

– Empathie und Verbundenheit: Empathische und liebevolle Interaktionen stiften tiefere Verbindungen mit der Welt.

– Aktives Geben: Indem man aktiv Liebe gewährt – sei es durch Fürsorge, Unterstützung oder einfaches Zuhören – stärkt man ein Gefühl der Kontrolle und der Sinnhaftigkeit im eigenen Leben.

Schlussfolgerung

In diesem Beitrag ging es um Erich Fromms „Die Kunst des Liebens“. Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, Liebe als eine Fähigkeit zu verstehen, die entwickelt werden kann. Wir haben die Bedeutung von Selbstliebe, die Überwindung der Angst vor Intimität, das Erkennen und Durchbrechen toxischer Beziehungsmuster, sowie die Unterscheidung zwischen Abhängigkeit und Bezogenheit beleuchtet.

Fromms Einsichten bieten eine wertvolle Perspektive, um nicht nur Verletzungen  zu überwinden, sondern auch um als Individuum zu wachsen und stärker zu werden. Die Auseinandersetzung mit seinen Ideen soll die professionelle mit einem Therapeuten oder Psychologen im Heilungsprozess aber nicht setzten, sondern als Ergänzung zu dieser professionellen Unterstützung dienen und neue Wege für das Verständnis und die Praxis der Liebe aufzeigen.

Weiterführende Lektüre

– Fromms andere Werke, die tiefere Einblicke in seine Gedanken zur menschlichen Natur und zur Gesellschaft bieten

– Bücher und Artikel über Traumatherapie und Heilung

– Psychologische Fachliteratur zum Thema Liebe, Bindung und Beziehungsdynamiken.

Quellen:

Fromm, Erich. 2006. The Art of Loving. New York: Harper Perennial.

Walker, Pete. 2013. Complex PTSD: From Surviving to Thriving: A Guide and Map for Recovering From Childhood Trauma. Createspace Independent Publishing Platform.

Walker, Pete. 2015. The Tao of Fully Feeling: Harvesting Forgiveness Out of Fromm, Erich. 2006. The Art of Loving. New York: Harper Perennial.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert