SMART-Ziele sind nicht smart

SMART-Ziel: Warum sie nicht funktionieren, und was Sie stattdessen tun sollten

SMART-Ziele (Specific, Measurable, Achievable, Relevant, Time-bound) wurden weithin als der Goldstandard für die Festlegung von Zielen in der persönlichen Entwicklung, in der Ausbildung oder im beruflichen Kontext verkündet. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass bei diesem Ansatz oft die Form über den Inhalt siegt. Das hat mehrere kritische Mängeln zur Folge.

  1. Mangelnde Flexibilität und Anpassung

Ein großes Problem mit SMART-Zielen ist ihre Starrheit. Sie gehen von einem Einheitsansatz aus, der den unterschiedlichen Kontexten und individuellen Bedürfnissen der Menschen nicht gerecht wird. So kann etwa die Betonung von „erreichbaren“ und „realistischen“ Zielen das Potenzial einschränken. Die Forschung zeigt, dass anspruchsvolle Ziele oft zu besseren Ergebnissen führen, solange der Einzelne über die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen verfügt.

  1. Ungenügende Ausführlichkeit der Kriterien

Der SMART-Rahmen vereinfacht übermäßig und lässt in bestimmten Bereichen an Tiefe vermissen. So wird beispielsweise beim Aspekt „zeitgebunden“ oft nicht zwischen täglichen, wöchentlichen und langfristigen Zielen unterschieden, was sich unterschiedlich auf das Verhalten und die Motivation auswirkt. Die Festlegung eines Termins wird aber beispielsweise der Komplexität der Erreichung einer nachhaltigen Verhaltensänderung gar nicht gerecht.

  1. Uneinheitliche Anwendung und Verwirrung

Ein weiteres Problem ist die uneinheitliche Anwendung der SMART-Kriterien in verschiedenen Bereichen. In Studien wurde eine verwirrende Vielfalt von Begriffen zur Definition der SMART-Komponenten gefunden, was zu Verwirrung und falscher Anwendung führen kann. Diese Inkonsistenz untergräbt die Zuverlässigkeit des SMART-Ansatzes.

  1. Psychologische Auswirkungen

Schlecht gesetzte SMART-Ziele schaden psychologisch. Ziele, die nicht angemessen auf den Einzelnen zugeschnitten sind, führen zu Stress, Ängsten und einem Gefühl des Versagens, wenn sie nicht erreicht werden. Besonders problematisch ist dies in Bereichen wie der körperlichen Betätigung, wo der Druck, bestimmte Ziele zu erreichen, die Freude an der Bewegung und die langfristige Bereitschaft zur Teilnahme verringern kann.

  1. Fehlen einer theoretischen Grundlage

SMART-Ziele stützen sich nicht auf solide psychologische Theorien. Im Gegensatz zu der von Edwin Locke und Gary Latham entwickelten Goal-Setting Theory, die sich auf umfangreiche Forschungsarbeiten stützt und verschiedene Arten von Zielen für unterschiedliche Situationen betont, vernachlässigen SMART-Ziele die Vielseitigkeit menschlicher Verhaltensweisen und -motive.

Alternativen zu SMART-Zielen

In Anbetracht dieser Einschränkungen sind alternative Ansätze erforderlich, die anpassungsfähiger und theoretisch besser begründet sind.

  1. Ziele auf den Einzelnen zuschneiden

Berücksichtigen Sie, ob Sie (oder Mitabeiter) Anfänger oder ein Experte auf dem Gebiet sind. Lernziele (z. B. das Ausprobieren verschiedener Methoden zum Erreichen einer Aufgabe) reizten Neulinge. Für Erfahrenere sind Leistungsziele, die sie an ihre Grenzen bringen, besser geeignet.

  1. Konzentration auf den Prozess

Anstatt nur ergebnisorientierte Ziele zu setzen, sollten Sie den Prozess in den Vordergrund stellen. Das kann bedeuten, dass man sich vornimmt, bestimmte Fähigkeiten oder Gewohnheiten zu entwickeln, die zu einem langfristigen Erfolg beitragen. Anstatt sich beispielsweise vorzunehmen, eine bestimmte Menge an Gewicht zu verlieren, sollten Sie sich darauf konzentrieren, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren.

  1. Flexible Zeitrahmen verwenden

Passen Sie den Zeitrahmen an die Komplexität und die Art des Ziels an. Kurzfristige Ziele können motivierend und leichter zu handhaben sein, während langfristige Ziele anhaltende Anstrengungen und Flexibilität erfordern. Überprüfen Sie diese Zeitrahmen regelmäßig und passen Sie sie an Fortschritte und veränderte Umstände an.

  1. Emotionales und psychologisches Wohlbefinden einbeziehen

Stellen Sie sicher, dass bei der Zielsetzung das emotionale und psychologische Wohlbefinden des Einzelnen berücksichtigt wird. Ziele sollten die allgemeine Lebensqualität einer Person verbessern und nicht beeinträchtigen. Dazu könnte es gehören, Ziele zu setzen, die Elemente des Selbstmitgefühls und der Resilienz enthalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass SMART-Ziele zwar ihren Platz haben, aber nicht als endgültige Methode für die Zielsetzung angesehen werden sollten. Indem wir individuelle Unterschiede berücksichtigen, uns auf den Prozess konzentrieren und ein differenzierteres Verständnis von Motivation und Verhalten einbeziehen, können wir Ziele setzen, die nicht nur erreichbar, sondern auch bereichernd und nachhaltig sind.

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